
Spielst Du? Oder der Archetyp mit dir?
Maturarbeit über Jung'sche Archetypen in Computerspielen


Archetypenanalyse von Outlast
Hier finden Sie unsere Analyse von Outlast anhand der Jung'schen Archetypentheorie.
Die Handlung des Spieles ist SCHWARZ gefärbt.
Die Analyse sowie Beispiele sind BLAU gefärbt.
Wichtige Szenen sind mit Videosequenzen versehen.
Ein Journalist mit dem Namen Miles Upshur hat einen geheimen Tipp bekommen. In einer psychischen Heilanstalt namens Mount Massive Asylum (=Irrenanstalt), sollen unmenschliche Experimente durchgeführt werden. Die Murkoff Corporation, welche für ihre Korruption bekannt ist, besitzt diese Anstalt.
Auf der Fährte einer vielversprechenden Story macht sich Miles auf den Weg zum Mount Massive Asylum, welches sich tief in den Bergen von Lake Country, Colorado befindet. Dort angekommen packt Miles seinen Notizblock und seine Infrarot-Kamera mitsamt Batterien ein und versucht, sich einen Weg nach innen zu verschaffen.
Ähnlich dem amerikanischen Whistleblower Edward Snowden möchte der Held dieses Spieles schlimme Machenschaften aufdecken. Ihm geht es darum, den „Schatten“ einer Organisation aufzuklären, ihn ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen und bewusst zu machen. Dazu muss er in die Organisation eindringen und mit eigenen Augen sehen, was vor sich geht.
Der Schatten ist häufig etwas Übles und wird meistens geheim gehalten. Er liegt im Dunkeln, im Verborgen. Deshalb muss der Held in die unbekannte, unzugängliche Tiefe hinab steigen und das Wissen über den Schatten mit nach oben ans Tageslicht bringen.
[Beispiel: Odysseus besucht die Unterwelt, wo er auf die Schatten der Toten trifft. Er achtet darauf, dass sie ihm nicht zu nahe kommen. Ein Prophet erklärt ihm den Heimweg und warnt ihn vor Gefahren auf seinem weiteren Weg. Odysseus gelingt es, aus dem Totenreich zurückzukehren und das Wissen über die Unterwelt ans Tageslicht zu bringen. Griechische Mythologie]
Miles klettert auf ein Baugerüst und kann durch ein offenes Fenster hinein klettern. Drinnen ist es sehr düster, teilweise verwüstet und wirkt verlassen. Türen sind aus dem Rahmen gefallen oder wurden zugenagelt, Schränke sind umgefallen und versperren Wege, Blut ziert die Wände.
Auf seiner Suche findet Miles Papierdokumente über eine Handvoll Patienten. Man kann aus diesen Dokumenten schliessen, dass es ein Projekt namens „Walrider“ gegeben hat oder noch gibt.
Der Held schafft es, in die geheimen Räume einzudringen und es wird schnell klar, dass er Zeuge von schrecklichen Dingen wird.
Unklar ist noch, welches Experiment im Verborgenen stattfindet. Es scheint sich aber um etwas Schlimmes zu handeln.
Kurz darauf stösst Miles auf Blut, das aus einer Decke tropft. Eine Türe schliesst sich auf mysteriöse Weise vor ihm. Während einer Kriechtour durch einen Lüftungsschacht kann Miles einen Blick auf einen scheinbar umherirrenden Patienten werfen.
In der Bibliothek angekommen packt Miles das Grauen. Leichen von Murkoff-Wissenschaftlern hängen von der Decke oder liegen am Boden. Blut ziert den ganzen Raum. Er trifft auf einen Soldaten der Sondereinheit SWAT (Special Weapon And Tactics), welcher halbtot von der Decke hängt. „Sie haben uns erwischt. Sind ausgebrochen. Die Varianten. Sie können sie nicht bekämpfen, Sie müssen sich verstecken. Sie können den Haupteingang vom Sicherheitsterminal aus öffnen. Sie müssen hier verdammt nochmal raus!“, sind die letzten Worte dieses Soldaten.
Mit Varianten meint der Soldat wahrscheinlich die Patienten, welche sich auf irgendeine Art und Weise körperlich und geistig verändert haben und nun in der Anstalt ihr Unwesen treiben.
Der Held Miles entdeckt Barbarisches und Grausamkeiten. Es gruselt ihn.
Es wurden „wissenschaftliche“ Experimente mit Menschen durchgeführt – wie im Dritten Reich unter Hitler. Es wird klar, dass die Wissenschaft nicht nur brutale Methoden kennt, sondern auch vor dem Töten nicht zurückschreckt.
[Beispiel: Der amerikanische Psychologe Stanley Milgram untersuchte, zu welchen Grausamkeiten Menschen fähig sind, wenn diese Handlungen von einer Autoritätsperson befohlen werden. Milgram-Experiment, Aktuelle Geschichte]
Im Spiel wird klar, dass die Wissenschaftler die Kontrolle über das Experiment verloren haben.
[Beispiel: Der Verlust der Kontrolle über ein Menschenexperiment wird beschreiben in: Robert. L. Stevenson Der seltsame Fall des Dr Jeykill and Mr. Hyde]
Verstört und verängstigt will Miles nur noch weg, jedoch hört er plötzlich Schritte und eine Stimme. Vorsichtig schleicht er sich voran. Als er durch einen Gang im ersten Stock läuft hört er hinter sich eine Stimme sagen „Du kleines Schwein“, wird dann von einer riesigen, entstellten Person gepackt und durch ein Fenster hinab ins Atrium (Innenhof) geworfen.
Als Miles wieder zu sich kommt, kniet ein Variant vor ihm nieder und fragt: „Wer sind Sie bitteschön?“ Anschliessend schaut sich der Variant die Kameraaufnahmen von Miles an und fügt hinzu: „Ich … ich verstehe. Oh gnädiger Gott, du hast mir einen Apostel gesandt. Schützen Sie ihr Leben, Sohn. Sie wurden auserwählt.“ Miles wird daraufhin noch einmal kurz ohnmächtig. Als er wieder erwacht ist der mysteriöse, scheinbar streng gläubige Variant verschwunden, und Miles macht sich auf den Weg zum Sicherheitsterminal, um die Haupteingangstüre zu öffnen. Das Terminal ist jedoch versperrt, deswegen sucht er nach einer Schlüsselkarte, welche diese Türe zu öffnen vermag.
Das Grausame ist kaum auszuhalten – der Held will fliehen, will den Ausgang finden.
[Beispiel: Ein junger Mann, der Furcht nicht kennt, aber lernen will, was das ist, zieht in die Welt hinaus. Irgendwann kommt er zu einem verwunschenen Schloss. Vor ihm waren bereits viele hineingegangen, aber keiner je wieder herausgekommen. Er ist der Einzige, der das nächtliche Grauen erträgt, sich erfolgreich gegen die brutalen Angreifer wehrt und überlebt. Märchen von Einem der auszog, das Fürchten zu lernen, Grimm’sches Märchen KHM 4]
Nun wird der Held Miles ins Geschehen hineingezogen und kann nicht länger Beobachter bleiben. Dabei kommt er in Lebensgefahr.
Die Ereignisse sind nicht länger logisch verstehbar, sondern erscheinen wirr und verrückt, genauso wie die Patienten (Varianten). Es kommt Religiöses ins Spiel.
Unterwegs findet Miles weitere Dokumente mit Hinweisen. In einem dieser Dokumente wird von einem Chris L. Walker gesprochen, einem Patienten von bulliger Statur. Es scheint sich um den Varianten zu handeln, der Miles kurz zuvor durch ein Fenster geworfen hat.
Miles trifft noch auf weitere Varianten. Einer sitzt im Rollstuhl und scheint nur mit dem Kopf nicken zu können, drei andere schauen Fernsehen und beachten Miles überhaupt nicht. Alle sind verstümmelt, meistens im Gesicht. Sie wirken dumm, primitiv und leer.
Der Held Miles begegnet Menschen, die zu Monstern wurden.
Die Patienten sind nur noch Schatten ihrer selbst und wirken wie Tiere, es mangelt ihnen an Menschlichkeit.
[Beispiel: Frankenstein oder Der moderne Prometheus ist ein 1818 anonym veröffentlichter Roman. Er erzählt die Geschichte des überaus intelligenten und wissensdurstigen Viktor Frankenstein. Nachdem Frankenstein das Geheimnis entdeckt hatte, wie man toten Stoffen Leben einhauchen kann, schuf er einen künstlichen Menschen. Frankenstein war es gelungen, wie Gott zu werden. Groß und mächtig sollte sein Geschöpf werden, was ihm aber nicht gelungen ist. Das von ihm geschaffene Wesen wurde zur Bestie und ermordete seinen jüngeren Bruder. Nachdem Frankenstein gestorben war, verbrannte sich das von ihm erschaffene Wesen auf dem Scheiterhaufen. Marie Shelley, Frankenstein or The Modern Prometheus]
[Beispiel: Eine jüdische Legende aus dem Mittelalter erzählt, wie ein Rabbi mit seinen Helfern aus Lehm eine menschliche Figur erschuf. Durch Rituale gelang es, den Tonklumpen – Golem genannt – zum Leben zu erwecken. Bis zu jenem Zeitpunkt verfügt nur Gott über die Fähigkeit zur Schöpfung. Doch der Golem konnte nicht komplett kontrolliert werden und wurde gewalttätig, worauf sein Schöpfer, der Rabbi, ihn wieder zerstörte.]
Beide Beispiele zeigen die religiöse Wurzel solcher Experimente.
Schliesslich findet Miles eine Schlüsselkarte auf der Leiche eines Sicherheits-angestellten. Mit diesem Schlüssel kommt Miles ohne Probleme in den Sicherheitsraum und ans Sicherheitsterminal. Dort startet er die Software, um die Türen zu entriegeln. Auf einem der unzähligen Bildschirme, welche die Überwachungskamerabilder zeigen, sieht Miles den Priester-Variant, welcher zuvor irgendetwas von Gott und Apostel gefaselt hat, als Miles halbbewusstlos am Boden lagen nach seinem Fenstersturz. Bevor alle Türen offen sind, legt dieser Typ irgendwo, was auf dem Videobild zu sehen ist, einen Schalter um. Daraufhin fällt der Strom aus.
Als das Ziel zum Greifen nah erscheint, treten weiter Komplikationen auf. Der Held droht immer wieder zu scheitern. Ein typisch wiederkehrendes Motiv der Heldenreise.
Miles hört Schritte und versteckt sich im Wandschrank. Chris L. Walker schlägt die Türe ein, und im Raum sagt er: „Ich rieche dich, du kannst dich nicht verstecken“, findet ihn jedoch nicht, und verlässt anschliessend wieder den Sicherheitsraum.
Miles schleicht sich bei kompletter Dunkelheit langsam vorwärts in den Keller und kann dort dank grosser Sorgfalt und Geschicklichkeit den Generator wieder zum Laufen bringen. Der Strom und somit auch das Licht sind wieder an.
Der Held wird wieder vor eine neue Aufgabe gestellt. Er ist in Gefahr und muss Mut und Tapferkeit beweisen.
Miles geht zurück zum Sicherheitsraum, der Ausbruch scheint so gut wie geschafft.
Gerade als er die Tastatur für die Türöffnung bedient, wird Miles von hinten gepackt und bekommt eine Spritze in den Hals gerammt. „Es tut mir leid, mein Sohn. Ich wünschte, ich hätte das nicht tun müssen. Aber Sie können noch nicht gehen. Sie müssen noch so viel erleben. Werden Sie es sich ansehen? Können Sie es? Unseren Herrn, Walrider, der die Ungläubigen mit seiner Wahrheit zerfetzt. Der einzige Weg hinaus führt über die Wahrheit. Empfangen Sie das Evangelium, und alle Türen werden sich Ihnen öffnen.“ erzählt Vater Martin, ein Priester, wobei er Miles ein komisches Video vor die Augen hält.
Wird der Held der Belastung durch die Grausamkeiten standhalten?
Der Walrider ist die oberste Gottheit für Vater Martin und seine Anhänger. Das Projekt Walrider scheint schöpferischer und somit göttlicher Natur zu sein.
Der Ausweg ist laut Vater Martin nur zu erreichen, wenn man sich der Wahrheit stellt. Doch die Wahrheit scheint nichts Einfaches zu sein, nicht jeder scheint sie ertragen zu können. Ungläubige wird die Wahrheit töten.
Drei Soldaten stürmen einen Raum in der Irrenanstalt, werden dann von einer mysteriösen, unsichtbaren Kraft durch den Raum geschleudert.
Bei der unsichtbaren, scheinbar omnipotenten Kraft, könnte es sich um den Walrider handeln.
Miles wird langsam schwarz vor den Augen. Er erwacht auf einem Bett in einer Einzelzelle. An den Wänden stehen viele Sätze in Blut geschrieben oder eingeritzt. Das christliche Kreuz und der Satz „Rest in Peace“ sind am häufigsten vertreten.
Miles versucht aus dem Gefängnis zu entkommen. Viele Varianten tummeln sich umher. Dann trifft Miles auf mysteriöse Zwillinge, die nackt umherlaufen. Sie scheinen dem Kannibalismus und Sadismus verfallen, denn sie haben vor, Miles langsam zu töten, um anschliessend seine Zunge und Leber zu entnehmen.
Begegnung mit dem Barbarischen, Archaischen, Unmenschlichen. Flucht als Ausweg.
Das Schreckliche in der Irrenanstalt scheint kein Ende zu nehmen. Von manchen Varianten bekommt Miles hilfreiche Tipps. So muss er die Duschen erreichen, wenn er das Gebäude verlassen will. Nach vielen Verfolgungsjagden und Versteckspielen gelangt er durch die Kanalisation in einen neuen Gebäudeteil. Auf dem Weg dorthin gibt es auch zweimal ein Wiedersehen mit den bedrohlichen Zwillingen.
Nach einer weiteren, sehr lange dauernden Verfolgungsjagd kann Miles schlussendlich durch den Speiselift entkommen.
Als sich die Lifttür wieder öffnet, wird er aus dem Speiselift gezerrt. „Du hast die richtige Wahl getroffen!“, sagt ein furchtbar entstellter, brillentragender Variant, während er Miles zu Boden schlägt. Wie wir später erfahren werden, handelt es sich hier um Dr. Rick Trager, einen Varianten, der sich für einen Arzt hält.
„He, Sie gehören doch zu diesem Scheisskerl von Priester oder? Sind sein … Zeuge, oder was auch immer? Sie müssen erschöpft sein. Ruhen wir uns aus, okay? Ein kleines Päuschen, ein bisschen plaudern … schwerer, als Sie aussehen. Ein bisschen Sport würde Ihnen ganz gut tun. Also, los. Arme und Beine immer drin lassen.“ sagt Dr. Trager während er Miles vom Boden hochhebt und in einem Rollstuhl mit Fuss- und Armfesseln fixiert.
Nach einer langen Flucht wird der Held gefangen genommen, die Bedrohung nimmt zu.
Trager schiebt Miles durch die Gänge der Irrenanstalt bis sie bei einem offenen Tor ankommen, worüber ein rot leuchtendes EXIT-Schild hängt. Trager sagt sarkastisch: „Ich mag die Bergluft. Sie wollen raus, einen Spaziergang machen? Dann gehen Sie, ich warte hier. Na los, Sie sind frei. Ich hab Zeit. Nein? Na gut. Sie sind ein Arbeitstier, gefällt mir. Also gut hier lang.“
Die Beiden fahren mit dem Fahrstuhl zwei Stockwerke nach oben zur Krankenstation. Varianten sind auf Betten gefesselt und schreien: „Töte mich, töte mich!“
Die Grausamkeiten sind dermassen unerträglich, dass der Tod als Befreiung von Qualen zur ersehnten Option wird.
„Also danke fürs Kommen. Wir beginnen gleich mit der Behandlung.“ sagt Dr. Trager, während er Miles in sein „Behandlungszimmer“ schiebt. Trager nimmt Miles Kamera und stellt sie auf das Waschbecken, auf den Spieler ausgerichtet.
„Mir gefällt nicht, wie viel Zeit Sie mit Vater Martin verbracht haben. Ich weiss… Ich hoffe, Sie haben sich nicht von seinem ganzen heiligen Bibelgeschwafel verwirren lassen. Nichts gegen ihn persönlich, aber manchmal glaube ich, dass er vielleicht ein bisschen verrückt ist. Das ist verständlich. Die Leute kriegen Angst und wenden sich wahrscheinlich am ehesten Gott zu. Gott ist mit dem Goldstandard gestorben. Wir haben es nun mit konkreterem Glauben zu tun: Man muss Paul ausrauben, um Peter zu bezahlen – so läuft das. Mord in seiner simpelsten Form. Aber was, wenn das ganze Geld weg ist? Nun, Geld wird zur Glaubenssache. Und deswegen bin ich hier. Um Ihren Glauben zu wecken.“ sagt Trager während er umherläuft. Er holt seine riesige Schere und schneidet Miles den Zeigefinger der rechten Hand ab.
„Hören sie noch zu? Werden sie mir nicht ohnmächtig.“ sagt Dr. Trager während er Miles eine Ohrfeige gibt: „Es gibt noch genug zu erzählen.“ Dann schneidet er Miles den Ringfinger der linken Hand ab. „Bitteschön. Besser, oder? Verstehen Sie, was wir hier erreicht haben? Wir haben den Konsumenten in die Produktionskette eingegliedert. Das Ding wird sich von alleine verkaufen!“ sagt Trager bevor er den Raum verlässt.
Nun wird der Held zum Opfer, ist also ausgeliefert und ohnmächtig. Er erleidet eine Verstümmelung.
Miles wackelt umher und kann sich vom Stuhl befreien. Er übergibt sich, nimmt seine Kamera und entkommt Trager erst einmal. Miles irrt durch das Stockwerk, findet schlussendlich den Lift und fährt nach unten. Bei der Fahrt nach unten kann Dr. Trager in den Lift gelangen. Miles schafft es jedoch, ihn zwischen dem Lift und dem Flur einzuklemmen, worauf Trager stirbt.
Der Held gibt die Hoffnung niemals auf. Er muss töten, wird also in dieser unmenschlichen Umgebung selbst gewalttätig. Er wird von der Barbarei angesteckt, lebt also ebenfalls seinen Schatten.
Darauf trifft Miles wieder Vater Martin: „Gott sei Dank, Sie leben. Ich hatte schon Angst, dieser Fanatiker würde Sie auch zerstückeln. Treffen Sie mich draussen. Wir sind dicht dran.“
Über den Innenhof der Irrenanstalt folgt Miles den Spuren Vater Martins, wird jedoch von dem Walrider überrascht. Er entpuppt sich als eine geisterähnliche Gestalt, welche nur durch Miles Kamera im Infrarotmodus sichtbar ist. Miles flieht zurück ins Gebäude.
Miles begegnet zum ersten Mal dem Walrider, welcher aber mit dem menschlichen Auge nicht erfasst werden kann. Der Walrider ist etwas Verborgenes.
Miles folgt religiösen Zeichen wie Kreuzen und religiösen Sprüchen, die mit Blut an die Wand geschrieben sind.
Von einem Variant bekommt Miles den Tipp, dass sich der Schlüssel zum Hause Gottes im Kino befände. Dort angekommen, schaut sich Miles einen Film an. Es ist ein Entlassungsgespräch von Dr. Rudolf Wernicke aus dem Jahre 1985. Der Interviewer und der Interviewte Dr. Wernicke reden über die Probanden und Versuche.
Laut Wernickes Theorie konnten sich die Studienergebnisse in den USA nicht reproduzieren lassen, da die Vorgaben bei seinen und den amerikanischen Experimenten unterschiedlich waren. Wernicke redet von Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Die Psyche des Volkes, die Einstellung des Volkes hat zu dazu geführt, dass die Patienten zu Varianten wurden und das Projekt Walrider funktioniert. „In einer solchen Umgebung kann ein menschlicher Geist Aussergewöhnliches leisten. Das Experiment braucht eine Nähe zum Tod. Nur so ist eine Versuchsperson in der Lage, die Maschine zu aktivieren.“ sagt Dr. Wernicke am Schluss des Interviews.
Es geht um den aussergewöhnlichen, besonders wertvollen Menschen. Das war auch das Ziel der Nazis: Um den idealen Menschen, nämlich die arische Rasse zu erhalten, wurden die schlimmsten Gräuel verübt.
Miles nimmt nun den Schlüssel an sich und geht zur internen Kirche. Die Zwillinge bewachen die Türe, lassen Miles jedoch passieren. Miles betritt die Kirche und trifft dort auf Vater Martin, welcher ans Kreuz genagelt und von knienden Varianten umgeben ist.
Vater Martin spricht zu uns: „Bin ich bereit? Du bist es. Gleich werden wir mit dem Walrider vereint sein. Mein Hiob. Sie allein sollen entkommen, um zu berichten. Dies ist Ihr vorletzter Akt als Zeuge. Die Propheten haben Freiheit vom Tod versprochen. Und hier ist sie. Sie werden zusehen und meinen Tod dokumentieren, meine Auferstehung. Und dann werden wir gemeinsam frei sein. Sie sind nicht mehr in Gefahr. Ich habe den Aufzug repariert. Er wird sie in die Freiheit führen. Wir werden alle frei sein.“ „Jetzt, mein Sohn!“ sind seine letzten Worte als er in Flammen aufgeht und bei lebendigem Leibe verbrennt.
Miles nimmt sich den Liftschlüssel und verlässt die Kirche. Auf dem Weg zum Lift gibt es erneut ein Katz und Maus Spiel mit Chris Walker, dem riesigen Variant.
Als Miles den Lift benutzt, bemerkt er, dass er von Vater Martin ausgetrickst wurde. Der Lift brachte Miles nicht in die Freiheit, sondern in ein geheimes Untergrunds-Militärforschungszentrum. Dort sucht Miles nach einem weiteren Ausgang. In dem Moment als er den gefundenen Ausgang benutzen will, geht der Alarm los, und der Walrider versperrt Miles den Weg und attackiert ihn. Miles flüchtet, rennt den ganzen Weg zurück, nur um Chris Walker in die Arme zu rennen, welcher Miles mit den netten Worten „Kleines Schwein. Kein Entkommen mehr.“ begrüsst. Er packt Miles, wirft ihn zu Boden und läuft auf ihn zu.
Als Chris Walker Miles töten will, wird Chris Walker vom Walrider attackiert und auf grausamste Weise getötet.
Miles setzt seine Erkundungstour fort. Er hört eine Stimme schreien: „Hier, hier drüben.“ Miles erreicht einen Raum mit grosser Glasfront. An der Wand hängt ein Bild, welches Prometheus zeigt, an dessen Leber ein Adler frisst. Dort sitzt ein alter Mann im Rollstuhl, welcher sich als der totgeglaubte Dr. Rudolf Gustav Wernicke entpuppt, der Teil der Kinovorstellung war, welche Miles gesehen hatte.
[Beispiel: In der griechischen Mythologie wird erzählt, wie der Titan Prometheus den Menschen aus Ton geschaffen hat. Er gab ihnen Talente und wurde ihr Lehrmeister. Prometheus widersetzte sich Zeus. Obwohl Zeus, der oberste Gott, den Menschen das Feuer vorenthalten wollte, sorgte Prometheus dafür, dass seine Geschöpfe das Feuer bekamen. Zur Strafe wurde Prometheus an einen Felsen gefesselt. Jeden Tag kam ein Adler und frass ein Stück seiner Leber, die immer wieder nachwuchs. Seine Strafe ist die ewige Qual. Aber Zeus hat auch die Menschen für den Feuerraub bestraft, und zwar mit der Büchse der Pandora. Sie enthielt alles Üble, also Laster und Untugenden. Aber auch Hoffnung. Griechische Mythologie]
Dr. Wernicke beginnt zu erzählen: „Ich weiss. Ich bin angeblich tot. Nein, so viel Glück hatte ich nicht. Ich bin uralt, aber trotzdem … als Einziger übrig. Dank Billy. [Hier ist William P. „Billy“ Hope gemeint. Er wird in den zuerst gefundenen Dokumenten erwähnt.] Er kümmert sich um mich. Er hat meinen Magenkrebs entfernt und meine Augen gerichtet. Er denkt wohl, ich bin sein Vater. Dieser arme Irre liebt mich.
Billy sieht Dr. Wernicke, seinen Schöpfer, als seinen Vater an und will diesen beschützen.
[Das Monster sieht Dr. Frankenstein, seinen Schöpfer, als seinen Vater an und will diesen beschützen. Marie Shelley, Frankenstein or The Modern Prometheus]
Wissen Sie, wofür dieses Symbol steht? Es warnt vor Nanogefahr. Vor winzig kleinen Maschinen. Technologie, die wir seit Jahrzehnten besitzen, aber nie beherrscht haben. Murkoff entdeckte in meiner Forschung eine Übergangslösung. Wir machten aus den Körperzellen Nano-Fabriken. Zellen produzieren normalerweise Moleküle aber über eine psychosomatische Herangehensweise entwickelten wir die von uns benötigten Moleküle. Der Geist steuert den Körper.
Durch den Versuch einen Fortschritt ohne Rücksicht auf Verluste zu erreichen, da man gierig und nur auf den Profit aus ist, entsteht ein Rückschritt.
Es war … dumm und falsch anzunehmen, wir könnten es kontrollieren. Mit Geisteskranken etwas so Mächtiges zu erschaffen. Sie müssen ihn aufhalten … Billy ermorden. Seine Geräte abschalten, seine Anästhesie. Sie müssen ungeschehen machen, was ich getan habe. Niemand kann diesem Ort lebend entkommen. Sie müssen ihn töten.
Es wurde ein gottgleiches Wesen erschaffen, welches am Ende zerstört werden muss, da man es nicht kontrollieren kann.
[Beispiel: Künstliches, ideales Leben zu erschaffen ist ein uralter, archetypischer Menschheitstraum. Man will gottgleich sein. Craig Venter soll 2010 künstliche Bakterien erschaffen haben. Moderner Menschheitstraum]
Wir haben etwas Ähnliches 1944 erreicht. Die Faschisten dachten, es seien Geister, und ich liess sie in dem Glauben. Sie liessen sich umbringen und dachten, es gäbe eine Art Leben nach dem Tod. Narren. Armer Alan. Wenn er wüsste, was ich aus seinen Träumen gemacht habe. Billy will nichts Böses. Er ist ein Kind mit krankem Geist, dem göttliche Kräfte verliehen wurden. Er würde jeden von uns in ein Monster verwandeln. Sie müssen es beenden. Wir alle müssen hier sterben.
Die Schöpfung des Walriders brachte Chaos in die Welt. Er infizierte alle Bewohner der Irrenanstalt mit Verrücktheit und bringt Angst und Schrecken in die Anstalt.
[Beispiel: Der Alp ist ein Wesen, welches die Menschen mit dem Grauen konfrontiert, ihnen die Luft abschnürt und in Todesangst versetzt.]
[Als Strafe, dass Prometheus den Mensch schuf und ihm dann noch anschliessend das Feuer gab, reichte Zeus den Menschen die Büchse der Pandora. Diese enthielt alles Üble, was die Menschheit bis anhin kannte. Griechische Mythologie]
Murkoff kannte die Gefahr, aber es war ihnen egal. Für Konzerne sind wir nicht anderes als Geld auf einem Konto. Und der Profit, den das Projekt Walrider abzuwerfen versprach, stellte die jämmerlichen Kosten in den Schatten, die ein paar Ärzte und Patienten darstellen.
Es wird sich ausbreiten, wenn Sie ihn nicht aufhalten. Der morphogenetische Antrieb ist selbsterhaltend. Ich bete zu Gott, dass Sie die Kraft haben, es mit dem Tod zu beenden. Ich möchte endlich ruhen. Billy will mich nicht sterben lassen. Er könnte nie begreifen, wie grausam das ist. Ich möchte nur sterben.“
Obwohl Billy es nur gut meint, quält er seinen Schöpfer und Vater mit dem ewigen Leben. Somit ist die ewige Qual (des ewigen Lebens) eine Folge auf die Schöpfung eines Wesens.
[Prometheus erschafft den Menschen. Ausserdem gibt er den Menschen Feuer. Als Strafe muss er an einem Stein fixiert auf alle Ewigkeit leben und jeden Tag kommt ein Adler vorbei, welcher einen Teil seiner Leber frisst. Bis der Adler wiederkehrt ist, ist die Leber nachgewachsen. Griechische Mythologie]
Nach dieser langen, informativen Ansprache von Dr. Wernicke macht sich Miles auf die Suche nach dem Ursprung alles Bösen. Dabei wird er von dem Walrider verfolgt und muss sich oft verstecken. Schliesslich erreicht Miles eine wissenschaftliche Forschungsstation. Dort spürt er Billy in einem runden, mit Nährflüssigkeit gefüllten Behälter auf, der mit einer Maschine verbunden ist.
Miles macht sich auf den Weg, die Nährflüssigkeits- und Stromversorgung abzuschalten. Das schafft er knapp, obwohl der Walrider versucht, ihn aufzuhalten. Als Miles das System ausschaltet, sieht man wie sich die Flüssigkeit in Billys Gefässen rot färbt und er mit dem Tod ringt.
Miles hat seine letzte Herausforderung als Held hinter sich gebracht.
Der Walrider ist wütend, greift Miles an und verletzt diesen stark, indem er ihn mehrmals durch die Luft zu Boden schmeisst. Als der Walrider Miles gerade zu töten scheint, löst dieser sich auf, und es wirkt so, als wäre dieser in Miles Bauch gewandert.
Miles hat es geschafft. Billy ist tot, und der Walrider ist gegangen.
Miles will nur noch weg. Er ist jedoch sehr geschwächt und kriecht förmlich Richtung Ausgang. Häufig bricht er kurz zusammen, seine Sicht verschwimmt, und er muss sich immer wieder kurz fangen.
Als er den Hauptgang gerade wieder erreicht, öffnet sich die Tür vor ihm. Dr. Wernicke und sechs Soldaten stehen vor Miles, die Waffen auf ihn gerichtet. Die Soldaten eröffnen das Feuer, Miles geht zu Boden. Während sein Leben scheinbar ein Ende nimmt, sagt Dr. Wernicke: „Gott im Himmel. Sie sind nun der Wirt.“
Miles Augen fallen zu, das Bild ist schwarz. Auf einmal hört man wieder Schreie und die Schüsse der Soldaten, welche vergeblich versuchen, sich zu wehren.
Ob Miles tot ist, bleibt offen. Entweder verlässt der Walrider seinen Körper, tötet die Soldaten und lässt Miles zurück oder der Walrider belebt ihn wieder.
Das Böse ist nie absolut besiegbar, es kann nur Gutes geben, wenn es auch Böses gibt.